Die FDP kämpft um Glaubwürdigkeit. Bei „Caren Miosga“ beteuert Christian Lindner, dass er weder einen „D-Day“ wollte noch irgendetwas von „offener Feldschlacht“ wusste. Im ARD-Talk gibt es dennoch eine Schlacht. Die Moderatorin gewinnt sie eindeutig.
Es rumpelt gewaltig bei den Liberalen. Gerade habe ich einen langjährigen Freund und FDP-Fan getroffen, der trotz der aktuellen Lage an seiner Partei festhalten will. Der schlechte Stil, der Skandal mit dem „D-Day“-Papier ? Egal, der Liberale kämpft für seine Freiheit. Wer einen Politik-Wechsel in Deutschland will, sollte – meine Meinung – schlau sein und sich an die Union halten. Mein Freund sagt: „Einmal FDP, immer FDP.“ Ich sage ihm: „Deine Stimme ist verloren, glaub‘ mir.“
Hören wir Ex-Finanzminister Christian Lindner bei „Caren Miosga“ zu. Das Thema im öffentlich-rechtlichen Format lautet: „Wollten Sie die Wirtschaft oder die FDP retten?“ Caren Miosga ist – wie immer – gut. Sie ist an diesem Sonntagabend aber fast schon giftig. „Sie haben den Laden nicht im Griff gehabt“, attestiert Miosga dem Ex-Finanzminister. Sie schaut streng. Sie sitzt sehr aufrecht.
Lindner weicht aus, Miosga hakt nach
Es geht ans Eingemachte, also die „D-Day-Ablaufpyramide“ , die mündet in eine „offene Feldschlacht“. Wer wusste was? Und was wusste vornehmlich der FDP-Chef? Christian Lindner sitzt in einem schlechtsitzenden und zerbeulten Anzug beim Talk im Ersten. Er sagt über das durchgestochene Papier: „Dafür kann ich keine konkrete Verantwortung übernehmen.“
Caren Miosga lässt nicht locker: „Befinden Sie sich in einer offenen Feldschlacht?“ Christian Lindner, Rolli unterm Anzug, geht in die Offensive: „Es ist ein ganz falscher Eindruck entstanden, ich hätte es nicht gebilligt.“ Also, was wusste er? Lindner weicht aus: „Das Dokument habe ich nicht zur Kenntnis genommen, ich kannte dieses Papier nicht.“ Er sagt aber auch, und das ist verräterisch: „Ich habe kein Problem damit, dass es erstellt worden ist.“
Weiter „rumscholzen“ ging nicht, sagt der FDP-Chef
Das ist einerseits kryptisch und gleichzeitig deutlich. Hat Porsche-Lindner ein Rad ab? Einen verbalen Platten hat er jedenfalls an diesem Sonntag im ARD-Talk. Er wirkt nicht überzeugend. Er wirkt angefasst. „Unterbrechen Sie mich doch nicht bei jedem Satz“, beklagt er sich bei Miosga. „Vielleicht interessiert es die Zuschauer.“
Lindner sieht immer wieder Richtung Publikum, Beifall heischend . Die Moderatorin bleibt hart: „Es wirkt so unglaubwürdig, dass Sie von diesem Papier keine Kenntnis gehabt haben sollen!“ Lindner versucht es mit einem gut gemeinten und gut vorgetragenen Argument: „Die FDP hätte nicht ein Jahr Stillstands-Regierung geduldet. Ich sage Ihnen mit aller Klarheit: Ein Jahr rumscholzen werden wir nicht mehr machen.“
Niemand hat die Absicht… zurückzutreten?
Wahr ist: Es ist gut, dass es Neuwahlen gibt. Was wird aus dem Ex-Finanzminister Lindner? Miosga bohrt. Der FDP-Chef sagt: „Ich habe nicht die Absicht, zurückzutreten.“ Was komisch klingt. So komisch wie der Satz: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Das hat Walter Ulbricht, Staats- und Parteichef der DDR, 1961 beteuert. Wir wissen, wie das ausging. Absicht bedeutet: ein fest beabsichtigtes Wollen. Wir haben gelernt: Etwas fest zu wollen, was schwer erreichbar ist, kann schnell zu wirren Sätzen führen.