Panorama

95 weitere Fälle unter Verdacht Berliner Palliativarzt soll mindestens 15 Menschen getötet haben

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Der Arzt sitzt seit August in Untersuchungshaft.

Der Arzt sitzt seit August in Untersuchungshaft.

(Foto: IMAGO/Sven Simon)

Der Mitarbeiter eines Pflegedienstes soll in einem Zeitraum von knapp drei Jahren mehrere Patienten getötet haben. 15 Taten weisen Ermittler dem Beschuldigten bisher nach. Insgesamt prüft die Polizei sogar fast 400 Fälle.

Der Berliner Palliativmediziner Johannes M. soll mehr Menschen getötet haben als zunächst angenommen. Die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt geht zurzeit von mindestens 15 Opfern aus und erhebt Anklage wegen Mordes aus Heimtücke und sonstigen niedrigen Beweggründen. Die Behörde will neben der Verurteilung auch die besondere Schwere der Schuld feststellen lassen, was zu einer an die mögliche Haft anschließenden Sicherungsverwahrung führen würde. Den Ermittlern geht es zudem um die Anordnung eines lebenslangen Berufsverbots.

Der inzwischen 40-Jährige war im Palliativteam eines Pflegedienstes tätig. So erlangte der Arzt Zutritt zu den Wohnungen und Pflegeheimen, in denen die ermordeten Patienten - zwölf Frauen und drei Männer im Alter zwischen 25 und 94 Jahren - lebten. Der Staatsanwaltschaft zufolge soll er seine Opfer zwischen dem 22. September 2021 und dem 24. Juli 2024 getötet haben.

Palliativärzte behandeln schwerstkranke Menschen, um deren Schmerzen zu lindern. Johannes M. verabreichte seinen Patienten, die nicht kurz vor dem Tod standen, ein Narkosemittel und anschließend ein Muskelrelaxans. Sie litten in der Folge an einer Lähmung der Atemmuskulatur, die "innerhalb weniger Minuten zum Atemstillstand und Tod" führte. Die behandelten Personen hatten kein Wissen und gaben den Ermittlern zufolge nicht ihre Zustimmung dazu.

Pflegedienstmitarbeiter wollte Morde vertuschen

In einigen Fällen habe der Angeklagte nach den Taten Feuer in den Wohnräumen gelegt, um die Tötungen zu verschleiern´, hieß es weiter. Teilweise soll der 40-Jährige auch den Notarzt oder die Feuerwehr gerufen haben. Er gab den Einsatzkräften zu verstehen, dass er versucht hatte, seine Opfer zu reanimieren. Dies bestätigte sich allerdings nicht. Um Klarheit über die Hintergründe zu bekommen, haben die Ermittler bereits zwölf Exhumierungen durchgeführt.

Insgesamt wird in 395 Prüffällen ermittelt. "In 95 dieser Fälle wurde ein Anfangsverdacht bestätigt und jeweils Ermittlungsverfahren eingeleitet. In fünf Fällen hat sich der Anfangsverdacht nicht erhärtet", so die Behörde. "In 75 Fällen dauern die Ermittlungen noch in einem separaten Verfahren an." Dafür sind noch fünf weitere Exhumierungen geplant. Bei den restlichen 220 Fällen erhärtete sich der Verdacht demnach bisher nicht.

Der Arzt befindet sich seit dem 6. August 2024 in Untersuchungshaft. Der "erlassene Haftbefehl wurde im Laufe der Ermittlungen immer wieder um neue Tatvorwürfe erweitert", so die Staatsanwaltschaft weiter. Bisher schweigt der Mann zu den Vorwürfen.

Quelle: ntv.de, mpa

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