Deutschland gefährlichster Linksextremist : Chef der „Hammerbande“ mit Blaulicht zum Haftrichter
Mehrere Transporter der sächsischen Sicherheitsbehörden rasten am Sonnabend mit Blaulicht nach Karlsruhe. Sie brachten Deutschlands gefährlichsten Linksextremisten zum BGH. Johann Guntermann war nach vier Jahren im Untergrund am Freitag in Thüringen festgenommen worden
Karlsruhe – Die Abneigung gegen die Beamten, die ihn mit Blaulicht quer durch Deutschland chauffieren, hat Johann Guntermann (31) auf den Fingern seiner gefesselten Hände verewigt. „HATE“ („Hass“) steht auf seiner Rechten, „COPS“ („Polizisten“) auf der Linken.
Sein Hass brachte ihn am Samstagvormittag zum Bundesgerichtshof (BGH) nach Karlsruhe. Deutschlands gefährlichster Links-Terrorist wurde hier dem Haftrichter vorgeführt.
Zielfahnder hatten den wegen zahlreicher brutaler Anschläge auf Neonazis gesuchten und jahrelang untergetauchten Chef der Leipziger „Hammerbande“ am Freitag in einem Regionalzug aufgespürt. Das LKA schickte ein Mobiles Einsatzkommando.
„HATE“ und „COPS“ die tätowierten Hände von Linksextremist Johann Guntermann
Festnahme im Bummelzug
Im Bummelzug bei Weimar (Thüringen) wurde der Kopf der „Hammerbande“ gefasst. Der ehemalige Verlobte von Lina E. (29), der 2023 zu mehr als fünf Jahren Knast verurteilten Kommandoführerin der „Hammerbande“, wurde abgeführt. Nach einer Nacht im Polizeiknast wurde er nach Karlsruhe gefahren.
Dort wird Johann Guntermann nun der bereits vollstreckte Haftbefehl des Ermittlungsrichters am BGH eröffnet. Die radikale „Antifa Ost“ verliert ihren wichtigsten Rädelsführer. Guntermann wird vorgeworfen, als Chef der „Hammerbande“ gezielte Anschläge auf bekannte Rechtsextremisten geplant und durchgeführt zu haben.
Guntermann vor einem ICE. Er fuhr offenbar häufiger mit dem Zug, wurde in einer Regionalbahn festgenommen
Nach seiner Festnahme am Freitag nannte Sachsens Innenminister Armin Schuster (63, CDU) Guntermann „das zentrale Puzzleteil im gesamten Ermittlungskomplex“ gegen die Gruppe. „Niemand kann sich im Untergrund sicher fühlen“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faser (54, SPD).
Haftbefehl seit 2021
Der Haftbefehl gegen den Mann, der spätestens seit Sommer 2020 untergetaucht ist, ist datiert auf den 26. März 2021. Die Ermittler waren nach früheren Angaben des LKA Sachsen „ziemlich sicher“, dass er auch an Attacken auf Neonazis bei einem Szenetreffen in Budapest im Februar 2023 beteiligt war.
Im Februar griffen Linksradikale in Budapest gezielt Neonazis an. Auch Guntermann und seine Hammerbande sollen mitgeprügelt haben
Im selben Jahr setzten Generalbundesanwalt und LKA ein Kopfgeld in Höhe von 10.000 Euro auf Guntermann aus. Wurde er verraten? Johann Guntermann soll in der linksextremen Szene umstritten gewesen sein, allerdings eher aufgrund seiner Persönlichkeit, nicht wegen seiner Ideologie.
Guntermanns Name fiel im Prozess gegen Lina E.
Das Oberlandesgericht Dresden (OLG) hatte Lina E. im Mai 2023 zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Sie ist aber nach zweieinhalb Jahren Untersuchungshaft zunächst frei. Der Haftbefehl wurde unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Reststrafe muss sie erst verbüßen, falls das Urteil rechtskräftig wird.
Guntermanns ehemalige Verlobte Lina E. war nach ihrer Festnahme im November 2020 ebenfalls zum BGH geflogen worden
Das OLG war zum Schluss gelangt, dass Lina E. und drei ebenfalls verurteilte Mittäter zwischen 2018 und 2020 bekannte Rechtsextremisten in Leipzig, Wurzen und Eisenach brutal zusammengeschlagen hatten. Im Prozess fiel immer wieder auch der Name Johann Guntermann.