Belasteter Spitzenkandidat AfD-Europaabgeordnete schmeißen Krah aus ihrer Delegation
10.06.2024, 11:44 Uhr Artikel anhören
Maximilian Krah beansprucht den Erfolg der AfD bei der Europawahl für sich.
(Foto: picture alliance/dpa)
Maximilian Krah ist Spitzenkandidat der AfD bei der Europawahl. Zur neuen Delegation der Rechtsaußen-Partei im Europaparlament wird er nicht gehören. Mutmaßlich spielt der vorherige Rauswurf aus der ID-Fraktion bei dem Beschluss eine entscheidende Rolle: Er kostet die AfD viel Geld.
Spitzenkandidat Maximilian Krah wird nicht Teil der künftigen AfD-Delegation im Europaparlament sein. Die neu gewählten Abgeordneten stimmten bei ihrer konstituierenden Sitzung für einen Antrag, Krah nicht aufzunehmen, wie dieser selbst mitteilte. Stattdessen wird die Delegation vom Thüringer AfD-Vizechef René Aust geführt, wie Parteichefin Alice Weidel nach der Sitzung erklärte. Im Gegensatz zu Maximilian Krah wird der umstrittene Bundestagsabgeordnete Petr Bystron Teil der künftigen AfD-Delegation im Europaparlament sein.
Die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla hatten sich am Vormittag in Berlin mit den neugewählten AfD-Europaabgeordneten getroffen, um die Delegation der Partei im EU-Parlament zu gründen und eine Leitung der Gruppe zu bestimmen. Es gehe um die Strukturen der Gruppe, sagte Weidel vor Beginn des Gesprächs, "und ich denke mal, wir werden mit einem sehr guten Ergebnis hier gleich rausgehen", fügte sie hinzu.
"Nicht besonders freundlich"
Krah und Bystron waren wegen möglicher Verbindungen zu prorussischen Netzwerken in die Schlagzeilen geraten. Im Fall Krah geht es zudem um mögliche Verbindungen nach China und umstrittene Äußerungen zur nationalsozialistischen SS. Die rechte ID-Fraktion im Europaparlament schloss die AfD deswegen zuletzt aus ihrer Fraktion aus.
Vor der Abstimmung hatte Krah einen möglichen Rauswurf als "nicht besonders freundlich" beschrieben, zugleich aber erklärt, dass dieser ihn "nicht davon abhalten würde, weiter für diese Partei im Europäischen Parlament laut und erfolgreich zu arbeiten". Er nehme den Erfolg bei den jungen Wählern für sich in Anspruch. Die AfD hatte bei der Europawahl in Deutschland am Sonntag 15,9 Prozent geholt und zieht mit 15 Abgeordneten ins neue Parlament ein.
Krah kostet AfD Geld
Für die Partei geht es bei der Frage um eine mögliche Fraktions-Zugehörigkeit um viel Geld. Nach Informationen von ntv bekommt die AfD-Delegation im Europaparlament im Verlauf einer Legislaturperiode mehr als zehn Millionen Euro zusätzlich für ihre Arbeit, wenn sie einer Fraktion angehört. Mit dem Rauswurf aus der ID-Fraktion hat Krah die Partei somit viel Geld gekostet. Andersherum können fraktionslose Abgeordnete im Parlament deutlich weniger mitbestimmen und erhalten weniger Redezeit im Plenum.
AfD-Chef Chrupalla hatte sich nach der Europawahl zuversichtlich gezeigt, mit dem starken Ergebnis ein Argument für eine Wiederaufnahme in die ID-Fraktion geliefert zu haben. Krahs Ausschluss wäre ein weiteres Argument für Gespräche mit der Partei von Marine LePen, die als stärkste Kraft in der Fraktion den AfD-Rausschmiss vorangetrieben hatte.
Quelle: ntv.de, chr/dpa