Verkehrspolitik

Mehrheit der Deutschen will lieber mehr und bessere Straßen als Klimaschutz

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Von Matthias KamannPolitikredakteur
Veröffentlicht am 01.09.2023Lesedauer: 3 Minuten
Bauarbeiten auf der Ostseeautobahn A 20
Bauarbeiten auf der Ostseeautobahn A 20Quelle: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Mehr als 60 Prozent befürworten in einer Forsa-Umfrage für WELT die Erneuerung und den weiteren Ausbau des Autobahn- und Straßennetzes. Am größten ist die Zustimmung in Ostdeutschland und bei AfD-Anhängern. Und es gibt eine auffällige Tendenz in Metropolen.

Die Mehrheit der Deutschen hält die bestehenden Straßen und Autobahnen für unverzichtbar und befürwortet deren Erweiterung. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für den WELT-Podcast „Das denkt Deutschland“ werden „die Erneuerung und der weitere Ausbau des Autobahn- und Straßennetzes“ von 62 Prozent der Befragten für richtig gehalten. Eine Minderheit von 33 Prozent ist der Meinung, dass Erneuerung und Ausbau dieser Verkehrswege „zugunsten des Umwelt- und Klimaschutzes unterbleiben“ solle. 

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In der Befragung, die Ende August unter 1006 repräsentativ ausgewählten Personen durchgeführt wurde, ist die Quote der Zustimmung zu der Erneuerung und zum weiteren Ausbau in Ostdeutschland mit 76 Prozent besonders hoch. Aber auch im Westen ergibt sich mit 59 Prozent eine Mehrheit. 

Bei den Altersgruppen plädieren die 30- bis 49-Jährigen zu 70 Prozent für den Straßenausbau, die 50- bis 64-Jährigen zu 66 Prozent. Geringer fällt die Zustimmung bei Älteren ab 65 Jahren aus (58 Prozent), am niedrigsten ist sie bei den Jüngeren zwischen 18 und 29 Jahren (54). Männer sind mit 65 Prozent etwas Kfz-affiner als Frauen (58). 

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Quelle: Infografik WELT

Die Größe des jeweiligen Wohnorts spielt bei der Abwägung in dieser Frage offenbar kaum eine Rolle. Zwar fällt die Zustimmung zum Straßenausbau mit 67 Prozent erwartungsgemäß am höchsten in Orten mit bis zu 20.000 Einwohnern aus. Aber kaum geringer ist die Quote mit 60 Prozent in Städten zwischen 20.000 und 100.000 Bewohnern, und eine knappe Mehrheit (51 Prozent) ist auch in Großstädten mit bis zu 500.000 Einwohnern dafür. In Metropolen mit mehr als 500.000 Einwohnern erhöht sich die Zustimmungsquote dann sogar wieder auf 59 Prozent. 

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Quelle: Infografik WELT

Die meisten Befürworter des Straßenausbaus finden sich bei Anhängern der AfD (89 Prozent), dahinter rangieren die der FDP (80) und der Union (70). Auch eine knappe Mehrheit der SPD-Anhänger ist dafür. Einzig bei den Unterstützern der Grünen werden Erneuerung und Ausbau des Straßennetzes nur von einer Minderheit (31 Prozent) befürwortet. 

Verbrenner nach wie vor beliebt

Die aktuellen Ergebnisse decken sich mit früheren Forsa-Befunden zur Verkehrspolitik. So bekundeten im November des vergangenen Jahres 51 Prozent der damals Befragten, dass das eigene Auto ihr hauptsächliches Fortbewegungsmittel sei, während die eigenen Füße nur von acht Prozent, das Fahrrad von 18 und öffentliche Verkehrsmittel von 16 Prozent genannt wurden. 

Bei der Antriebsart der Autos meinte im Februar 2023 nur eine Minderheit von 33 Prozent, dass „ein Verbrennungsmotor nicht mehr zeitgemäß“ sei, und eine satte Mehrheit von 72 Prozent würde „aktuell einen Verbrenner einem E-Auto vorziehen“. 

Allerdings sprach sich im Sommer 2022 eine Mehrheit von 58 Prozent für ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf deutschen Autobahnen aus. Und gänzlich abgeneigt scheinen die Bürger einer Politik der Verkehrswende auch sonst nicht zu sein: Im Frühjahr 2022 befürworteten 76 Prozent den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, und 61 Prozent sprachen sich für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur aus. 


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