
Sechs Jahre lang pflegte der Urvater des Punk seine demenzkranke Frau. Nach ihrem Tod wendet sich John Lydon nun wieder der Musik zu. Ein Gespräch über die wahre Botschaft der Sex Pistols, seine Furcht vor Charles III. – und die größten Gefahren der politischen Heuchelei.
„Aloha!“ singt John Lydon, inzwischen 67 Jahre alt, auf der neuen Single „Hawaii“ seiner 1978 gegründeten Band Public Image Ltd., mit der er auch am Eurovision Song Contest teilnehmen wollte, aber bereits in der Vorrunde scheiterte: „Aloha“ heißt „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“, es umreißt den Zyklus des Lebens, die Begrüßung und den Abschied in einem Wort.
Lydon, der berühmt wurde unter dem Namen Johnny Rotten, als er noch Sänger der epocheprägenden Punkbands Sex Pistols war, trauert seit April dieses Jahres um seine langjährige, um 13 Jahre ältere Frau, die deutsche Verlagserbin und Musikpromoterin Nora Forster. Weil er sie bis zu ihrem Tod pflegte, legte Lydon für mehrere Jahre seine Musikkarriere auf Eis.
Am 11. August 2023 erscheint nun nach acht Jahren das neue, elfte Album von PiL, „End of World“, und es gehört zu den besten, die Lydon je aufgenommen hat – Haltung, Melodien, Gesang und ein an die Achtzigerjahre erinnernder Sound wurden hier perfekt in 13 Songs gegossen. Das Gespräch führt John Lydon in Malibu, Los Angeles, wo er mit Nora Forster bis zuletzt gelebt hat. Sein Verstand ist blitzschnell, seine Meinungen sind bissig, sein Humor ist vereinnahmend: