Frachter kollidieren vor Helgoland : Vermisste noch im Schiffskörper eingeschlossen?

Ein Schiff in 30 Metern Tiefe ++ Taucher kurz vor Einsatz ++ Nach 4 Menschen wird noch gesucht ++ Kreuzfahrtschiff soll bei der Suche helfen

Die „Verity“ ist nach der Kollision gesunken (Archivfoto)

Der englische Frachter „Verity“ ist nach der Kollision gesunken (Archivfoto)

Foto: shippingexplorer.net
Von: Stephanie Walter, Julian Rabe, Sascha Wimmer, Max Schneider und Birthe Wenge

Entsetzliches Schiffsunglück auf der Nordsee!

In der Deutschen Bucht vor Helgoland sind am frühen Dienstagmorgen zwei Frachtschiffe auf offener See kollidiert. Warum die „Polesie“ (190 Meter lang und 29 Meter breit) und die „Verity“ (91 Meter lang, 14 Meter breit) zusammen stießen, ist derzeit noch unklar. Am Vormittag wurde ein Seemann tot aus der Nordsee geborgen. Zwei weitere seien gerettet, vier würden noch vermisst.

Die große Angst: Sind die Vermissten noch im Schiffskörper gefangen, der in etwa 30 Metern Tiefe liegt? Demnächst sollen sich Taucher auf dem Weg zum gesunkenen Frachter machen.

Dr. Robby Renner, Chef vom Havariekommando: „Wir haben die Vermissten bislang noch nicht gefunden. Deshalb müssen wir davon ausgehen, dass sie sich noch im Schiff befinden können. Unsere Rettungsaktion läuft auf Hochtouren. Wir tun alles Menschenmögliche, um sie zu retten. Wir hören auch bei Dunkelheit nicht auf.“

Die „Polesie“ war auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Spanien (Archivfoto)

Die „Polesie“ war auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Spanien (Archivfoto)

Foto: vesseltracker.com

Das Unglück ereignete sich gegen 5 Uhr morgens etwa zwölf Seemeilen (22 Kilometer) südwestlich von Helgoland. Bei dem Unglück ist der Container-Frachter „Verity“, der unter britischer Flagge fährt und auf dem Weg von Bremen nach Immingham (Großbritannien) war, gesunken.

Am Vormittag ist ein Seemann tot geborgen worden. Zwei weitere Crew-Mitglieder wurden aus dem Wasser gerettet und medizinisch versorgt – von den restlichen vier Besatzungsmitgliedern fehlt derzeit jede Spur. Der 2001 in den Niederlanden gebaute Frachter gehörte zu der britisch-holländischen Reederei „Faversham Ships“.

Die „Polesie“, die unter der Flagge der Bahamas fährt, legte am Montagabend in Hamburg ab und war nach La Coruña (Spanien) unterwegs. Sie ist weiterhin schwimmfähig und hat 22 Menschen an Bord. Das Schiff gehört zu der polnischen Reederei „Polsteam Group“.

Die Suche nach den Schiffbrüchigen in der 15 Grad kalten Nordsee läuft. Vor Ort herrscht derzeit Windstärke 6 und die Wellen sind drei Meter hoch. An der Nordseeküste war das Wetter am Dienstagmorgen diesig, die Sichtweite etwa von den Ostfriesischen Inseln auf die Nordsee gering.

Von dem englischen Kreuzfahrtschiff „Iona“, das sich zur Zeit der Frachter-Kollision in der Nähe des Unglücksortes befand, wurden erste Fotos gemacht

Von dem englischen Kreuzfahrtschiff „Iona“, das sich zur Zeit der Frachter-Kollision in der Nähe des Unglücksortes befand, wurden erste Fotos gemacht

Foto: @diskdrive/X
Wie es zu dem Unglück auf hoher See kommen konnte, ist derzeit noch unklar

Wie es zu dem Unglück auf hoher See kommen konnte, ist derzeit noch unklar

Foto: @diskdrive/X

An der Suche beteiligt sind derzeit die Rettungskreuzer „Hermann Marwede“ und „Bernhard Gruben“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), der Notschlepper „Nordic“, der Lotsentender „Wangerooge“, das Wasserschutzpolizeiboot „Sylt“ sowie ein SAR-Hubschrauber „Sea King“ der Deutschen Marine.

Der Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ ist an der Suche vor Helgoland beteiligt

Der Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ ist an der Suche vor Helgoland beteiligt (Archivfoto)

Foto: DGzRS / Helmut Hofer.
Auch der Rettungskreuzer „Bernhard Gruben“ wurde an den Unfallort in der Nordsee geschickt

Auch der Rettungskreuzer „Bernhard Gruben“ wurde an den Unfallort in der Nordsee geschickt (Archivfoto)

Foto: DGzRS / Helmut Hofer.

Weitere Schiffe, darunter ein Wasserschutzpolizeiboot sowie ein Kreuzfahrtschiff, sind auf dem Weg zum Unfallort. Der Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ koordiniert derzeit die Suche vor Ort.

Die Retter stellen sich auf eine möglicherweise lang andauernde Vermisstensuche ein. „Solange es, wie gesagt, einen Funken Hoffnung gibt, werden wir die Such- und Rettungsmaßnahmen fortführen. Im Moment ist nicht absehbar, dass sie eingestellt werden“, sagte Christian Stipeldey, Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen.

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Twitter
Um mit Inhalten aus Twitter und anderen sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist Ihre jederzeit widerrufliche Einwilligung (über den Schalter oder über " Widerruf Tracking und Cookies " am Seitenende) zur Verarbeitung personenbezogener Daten nötig. Dabei können Daten in Drittländer wie die USA übermittelt werden (Art. 49 Abs. 1 lit. a DSGVO). Mit dem Aktivieren des Inhalts stimmen Sie zu. Weitere Infos finden Sie hier.

Das Havariekommando lässt das Seegebiet zudem vom Sensorflugzeug „DO228“ überfliegen, um weitere Erkenntnisse zu erhalten. So soll auch geklärt werden, ob Öl aus den Schiffen in die Nordsee läuft.

Gegenüber BILD erklärte der Sprecher des „Havariekommandos“, Benedikt Spangardt (37), am Morgen, dass zunächst die Rettung der Vermissten oberste Priorität habe. Ob derzeit Öl aus den havarierten Schiffen ausgetreten ist, oder gar eine Öl-Katastrophe für die Küste droht, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Auch ob möglicherweise Ladung in die Nordsee gelangte, war zunächst unklar.

Auch das englische Kreuzfahrtschiff „Iona“ („P&O Cruises“) ist im Seegebiet und unterstützt die Suche. Die britische Zeitung „Sun“ zitierte einen 24-jährigen Mann an Bord der „Iona“ mit den Worten, das Schiff habe am Vorabend Hamburg verlassen und sei etwa 200 Meter von der Unfallstelle entfernt gewesen. Die Passagiere seien morgens um 6.00 Uhr von der Mitteilung geweckt worden, dass sich die Crew an einem Sucheinsatz beteilige.

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Twitter
Um mit Inhalten aus Twitter und anderen sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist Ihre jederzeit widerrufliche Einwilligung (über den Schalter oder über " Widerruf Tracking und Cookies " am Seitenende) zur Verarbeitung personenbezogener Daten nötig. Dabei können Daten in Drittländer wie die USA übermittelt werden (Art. 49 Abs. 1 lit. a DSGVO). Mit dem Aktivieren des Inhalts stimmen Sie zu. Weitere Infos finden Sie hier.
Das Kreuzfahrtschiff „Iona“ ist weiter im Seegebiet unterwegs und unterstützt die Suche nach den vermissten Seemännern

Das Kreuzfahrtschiff „Iona“ ist weiter im Seegebiet unterwegs und unterstützt die Suche nach den vermissten Seeleuten

Foto: @diskdrive/X
Haben Sie Fehler entdeckt? Möchten Sie etwas kritisieren? Dann schreiben Sie uns gerne!